Berlin Prize for Young Artists 2020 #BPFYA

Apr 20, 2020

Das VAN Magazin, seit bald 7 Jahren das FANzine der Klassikkultur, wagt sich in neue Bereiche und organisiert einen Wettbewerb. Die berühmte Aussage von Béla Bartók „Competitions are for horses, not for artists“ möchte VAN auf jeden Fall unterschreiben. Bei dem Berlin Prize for Young Artists geht es auch nicht um technische Leistung oder herausragendes Spiel (auch, aber man braucht mehr Skills als instrumentale Brillanz ), die Teilnehmer sollen ein komplettes Konzertprogramm vorstellen und ihre Werkauswahl auch ausführlich begründen. Das klingt definitiv nach mehr Herausforderung als ein reines „übliches“ Wettbewerbsrepertoire zu spielen.
Alle weiteren Infos zu Terminen, Bewerbungsmodalitäten findet Ihr HIER.

Ich habe Hartmut Welscher, den Initiator, Gründer und Chefredakteur von VAN einige Fragen zu dem Wettbewerb gestellt:

Was waren die Beweggründe, den Wettbewerb ins Leben zu rufen?

Da gab es keinen missionarischen Eifer oder so. Wir haben zusammen mit unserem Entwicklungspartner, der Schweizer Bank Julius Bär, die unser Magazin seit 2019 fördert, nach einem Projekt gesucht, mit dem wir junge, interessante Musiker:innen dabei unterstützen können, ihren Weg zu gehen, und auf das wir gleichzeitig Lust haben. Natürlich gibt es Wettbewerbe wie Sand am Meer. Bei vielen hat man aber eher das Gefühl, es geht um ein gewisses mechanisch-sportliches ›übers Stöckchen springen‹ als um künstlerische Qualitäten, um Risikogeist und eine eigene Stimme. Dass jetzt die Ausschreibung mit der Corona-Krise zusammenfällt, passt natürlich ganz gut. Das allgemeine Stimmungsbild in der Branche ist ja gerade eher düster. Da ist es schön, etwas Neues entstehen zu lassen.

 

Wie kam die Idee zu dem Konzept, dass die Programmplanung ein essentieller Bestandteil des Wettbewerbs ist? 

Wir suchen nach Musiker:innen, die nicht nur technisch talentiert sind, sondern auch eigene Visionen dazu mitbringen, was sie wie und warum spielen wollen, was sie als Künstler:in ausmacht. Da stand es dann relativ schnell fest, dass wir nicht, wie die meisten anderen Wettbewerbe, eine Standardprogramm vorgeben wollen. Dass hätte die eigene Stimme der Musiker:innen wieder nur in ein Korsett gezwängt. Außerdem glauben wir, dass, wenn man sich heute ›auf dem Markt‹ etablieren will, es wichtig ist, sich auch mit programmatischen Ideen und Formaten zu profilieren.

 

Jury: Eine sehr familiäre, besonders sympathische 😉 Besetzung – gibt es einen bestimmten Grund, warum keine große Agentur z.B. mit dabei ist, wie es mittlerweile oft der Fall ist bei gemischten (sprich nicht fachspezifischen) Jurys?

Nein, eigentlich nicht. 

Fast alle Wettbewerbe sind mittlerweile öffentlich bzw. werden gestreamt. Habt Ihr Euch bewusst dagegen entschieden oder das gar nicht mit einbezogen in die Überlegungen?

Ja, haben wir. Unsere Finalist:innen werden ein etwa 45minütiges Solo-Programm spielen, ohne Begleitung, das sie selbst kuratiert haben, hinter dem sie stehen, das ihren künstlerischen Visionen entspricht. Wir wollen ihnen dafür einen gewissermaßen geschützten Experimentierraum zur Verfügung stellen, in dem sie auch Fehler machen können. Wir suchen ja nicht nach Perfektion sondern nach Potentialen. Viele Musiker:innen erzählen, dass sie weniger ins Risiko und eher auf Nummer sicher gehen, wenn sie wissen, dass ein Auftritt live gestreamt wird. Der Perfektionskult und die Fehler-Intoleranz in der Klassikkultur sind ja ziemlich ausgeprägt. Das letzte was wir wollen, ist, dass unsere Finalist:innen Angst davor haben, dass ihnen irgendwelche Fehler im Netz um die Ohren gehauen werden. Abgesehen davon mögen wir kleine, intime Konzerte.

Ich bin sehr gespannt und neugierig! Viel Erfolg den Teilnehmenden, seid mutig und kreativ!

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